Foto unscharf? Richtig scharf stellen

Warum Fotos unscharf werden

Nicht richtig scharf gestellt, verwackelt und vom Winde verweht … wenn das Bild nicht scharf ist, ist es nichts geworden. Diese Binsenweisheit galt schon in der analogen Fotografie.

Der Autofokus der Kamera ist raffiniert, aber er erfordert auch unsere Beachtung, sonst entscheidet selber, wohin er die Schärfe legt. Schuld an einem unscharfen Foto kann aber auch eine vergessene Einstellung sein oder das Motiv hat sich bewegt. Es gibt viele Ursachen unscharfe Fotos.

Scharfgestellt auf den Zaun Scharf gestellt auf das Motiv

Der Klassiker: Wenn der Fotograf nicht mit Bedacht scharf stellt, entscheidet die Kamera, wohin sie den Fokus – die beste Schärfe – legt: das kann sowohl der Zaun sein (auf den Vordergrund) als auch der Hahn hinter dem Zaun.

Nicht richtig scharf gestellt: Unscharfe Fotos sind nicht zu retten

Einem Bild, das nicht richtig scharf gestellt wurde, kann auch das beste Bildbearbeitungsprogramm keine saubere Schärfe verleihen. Sobald das Foto auf der Speicherkarte liegt, gibt es kein Mittel mehr, ein unscharfes Foto nachträglich in den Fokus zu setzen.

Software – egal ob Photoshop, Open Source oder hochgezüchtete Software vom Kamerahersteller – kann an den Kontrasten drehen, aber sie kann falsches Fokussieren nicht wettmachen. Kantenkontrast verbessert den Schärfe-Eindruck, aber holt keine Details und feine Zeichnung hervor.

Die Fokusfelder der Kamera

Der Autofokus spielt die tragende Rolle im Kampf um die perfekte Schärfe an der richtigen Stelle. Die Technik hinter dem Autofokus ist keineswegs einfach und braucht bei aller Raffinesse in vielen Situationen Hilfe vom Fotografen, damit die Schärfe auf das richtige Motiv trifft.

Das Autofokussystem besteht aus 9, 15 oder noch mehr Fokusfeldern. Profikameras bringen es locker auf mehr als 60 Fokusfelder. Die Fokusfelder sind kleine Sensoren, auf denen das Autofokussystem nach einem Kontrast – einem Unterschied zwischen Hell und Dunkel – sucht. Nur wenn der Kontrast in einem der Fokusfelder hoch genug ist, kann das Autofokussystem der Kamera scharf stellen.

Hier hat es der Autofokus nicht einfach: Zwischen den Fokusfeldern ist viel Platz und jedes Fokusfeld sitzt gerade auf einer Fläche ohne Kontrast.

Viele Fokusfelder und wenig Lücke dazwischen – und das Motiv sitzt glücklich in der Mitte. Das macht es dem Autofokus leicht.

Den Autofokus bewußt einsetzen

Woher soll der Autofokus wissen, welchen Bereich der Fotograf scharf abgebildet sehen möchte? Sind alle Fokusfelder aktiv, sucht der Autofokus nach den Vorgaben der Kamera ein Fokusfeld aus und stellt auf das Motiv in diesem Fokusfeld scharf.

Beim Antippen des Auslösers leuchten im Sucher oder auf dem Display für einen kurzen Moment die Fokusfelder auf, auf die scharf gestellt wird.

Durch das bloße Anvisieren des Motivs entscheidet der Fotograf nicht, wohin die Kamera die optimale Schärfe plaziert, sondern überlässt dem Autofokus der Kamera das Scharfstellen.

Manchmal ist es ein einzelnes Feld, manchmal leuchten gleich mehrere Felder gleichzeitig. Dann liegen alle Objekte hinter diesen Feldern in derselben Entfernung zur Kamera.

Autofokus: Motiv im Fokus

Das ist Glück: Der mittlere Fokuspunkt greift sich die Pfoten des Eichhörnchens, denn seine Vorgabe lautet:
Etwas im Vordergrund und in der Mitte und mit ausreichend Kontrast ist mir am liebsten.

Die Statuszeile des Suchers und das Display zeigen einen Punkt, der konstant leuchtet, wenn die Aufnahme scharf gestellt wurde. Das geht alles in einem winzigen Augenblick und braucht Aufmerksamkeit und etwas Übung.

Die häufigsten Ursachen für unscharfe Fotos

Der unbedachte Umgang mit dem Autofokus ist aber nicht der einzige Fehler, der zu unscharfen Fotos führt.

ISO zu hoch

1 Vergessene ISO-Einstellung

Der Glaube, dass gute Fotos nur bei ISO 100 entstehen: Da stellt man die Kamera nur in Notfällen auf einen hohen ISO-Wert und vergisst dann, die ISO-Einstellung wieder zurückzunehmen.

Hier wäre außerdem ein Aufhellblitz angebracht gewesen, um die Schatten auf den Gesichtern aufzuhellen. Durch die hohe ISO-Einstellung ist das Foto auch im Bildbearbeitungsprogramm nicht zu retten.

Bewegungsunschärfe Spielende Kinder

2 Bewegungsunschärfe und falscher Fokuspunkt

Bewegungsunschärfe ins Bild zu setzen ist erst einmal eine gute Idee. Für einen Schweif von Unschärfe hinter Lukas wäre ein Blitz auf den 2. Vorhang die richtige Wahl.

Der Autofokus hat sich in den Jägerzaun verirrt, denn die 11 Fokusfelder der Kamera sind zu wenig für eine hohe Trefferzahl bei schneller Bewegung.

Beim nächsten Shooting vorher mit dem Einzelfeld-Autofokus (AF-S und nur das Fokusfeld in der Mitte aktivieren) auf den Punkt scharf stellen, an dem der schnelle Flitzer vorbeikommt. Fokussieren, Kamera schwenken, warten und auslösen (das nennt man eine Fokusfalle).

Bewegungsunschärfe Sport fotografieren

3 Bewegungsunschärfe

Wenn Bewegung ins Spiel kommt, ist das Programm S bzw. Tv an Canon-Kameras – die Blendenautomatik oder die Einstellung auf eine Belichtungszeit – die bessere Wahl.

Für den Hüpfer darf die Belichtungszeit nicht unter 1/300 sek liegen, besser noch kürzer, weil die große Brennweite die Bewegung noch beschleunigt. Die ISO-Automatik sorgt dafür, dass die kurze Belichtungszeit tatsächlich erreicht wird. Viel ISO-Rauschen entsteht bei Tageslicht dabei nicht.

Fokus daneben und Foto stark komprimiert

4 Falscher Fokuspunkt

Dass sich der Autofokus in den Hintergrund vernarrt, kommt auch beim Stilleben vor: Während die weiße Statue dem Autofokus wenig Kontrast bietet, sitzen im Moment der Aufnahme alle Fokusfelder über der Hecke im Hintergrund.

Auslöser vor der Aufnahme leicht bis zum ersten Druckpunkt drücken und auf das Aufleuchten der Fokusfelder achten.

Foto verwackelt zu lange Belichtungszeit

Foto verwackelt – keine ruhige Hand

Eine fünfzehntel Sekunde aus der Hand – da hat der Bildstabilisator auch nicht mehr geholfen. Das Verwackeln durch die Unruhe der Hand erkennen wir an den verzogenen Streifen im Fell, die wirken, als hätte ein Wirbelwind das Motiv gestreift.

Langzeitbelichtung Bewegung der Boote

6 Bewegungsunschärfe bei Langzeitbelichtung

Geplant für eine lange Schärfentiefe – der See liegt ruhig und scheinbar windstill, Kamera aufs Stativ, aber vergessen, den Bildstabilisator auszuschalten und in der langen Belichtungszeit dümpeln die Boote so deutlich, dass die Aufnahme durch ihre Dynamik aus dem Rahmen fällt.

Display: Sag mir, warum mein Foto unscharf ist

Ein unscharfes Foto kann unzähligen Fehlerquellen entspringen und am Ende hängt der Eindruck der Schärfe von unseren eigenen Vorstellungen, Ansprüchen und Empfindungen ab.

Die häufigsten Ursachen für unscharfe Fotos sind falsches Fokussieren (wenn der Fokussensor sich für einen anderen Bereich der Szene entschieden hat als der Fotograf), Bewegungsunschärfe und Verwackeln durch eine zu lange Belichtungszeit.
Das Display hilft bei der Analyse, warum das Foto nicht scharf geworden ist.

display-informationen

Den Play-Button auf der Rückseite der Kamera drücken, um das Foto einzuspielen.
Und dann ist es fast immer das große Rad auf der Rückseite, das bei einem Druck nach unten oder oben die Daten zur Aufnahme hervorholt.

  • S Blendenautomatik – der Fotograf gibt die Belichtungszeit vor
  • L LOW: Foto in geringer Auflösung
  • F 3.5 80: Blende 3.5 bei 1/80 Sek Belichtungszeit
  • ISO-Einstellung 100 ISO

Im Großen und Ganzen ähneln sich die Angaben der Kameras und selbst die Symbole ähneln einander. Die wichtigsten Werte in Hinsicht auf die Schärfe sind Blende und Belichtungszeit, die ISO-Einstellung und die Bildqualität.
Die unbefriedigende Wirkung entsteht aus einer zu großen Blende und zu langer Belichtungszeit.

Wenn das Foto insgesamt unscharf wird

Neben diesen einfachen Fällen mit deutlichen Unschärfen gibt es Fotos, deren Schärfe uns ingesamt unbefriedigend vorkommt. Immerhin ist die Schärfe ein Sinneseindruck und nicht einfach zu quantifizieren.
Fotos werden insgesamt um so unschärfer

Je länger die Belichtungszeit bei Aufnahmen aus der Hand

Gerade wenn Fotografen von der Belichtungsautomatik auf die Zeitautomatik (Blende im Programm A / Av vorgeben) umsteigen, fehlt noch der schnelle Blick auf die Belichtungszeit. Kürzere Belichtungszeiten verhindern Verwackeln und Bewegungsunschärfe.

Je höher der ISO-Wert

Dabei lässt sich die kürzere Belichtungszeit oft nur durch höhere ISO-Werte realisieren. Kompromisse sind nun einmal das A und O der Fotografie und am Ende werden 100 mal mehr Fotos unbrauchbar durch Verwackeln und Bewegungsunschärfe als durch ISO-Rauschen.

Je stärker die Komprimierung

Jede Kamera hat in ihren Menüs die Option für JPG FINE (geringere Komprimierung) und JPG NORMAL (höhere Komprimierung). Bei dem geringen Preis für Speicherkarten sollte JPG NORMAL den absoluten Notfällen vorbehalten bleiben.

Je diesiger die Luft

Feiner Nebel oder feinste Sandkörnchen können den Autofokus auf eine falsche Spur setzen und bilden gleichzeitig einen feinen Schleier über den Hintergrund, den wir mit bloßen Augen nicht direkt wahrnehmen.

Je weiter der aufgenommene Punkt vom Mittelpunkt des Bildes entfernt ist

In den Ecken ist ein Foto immer etwas unschärfer. In Landschaftsfotos erwischt es meist den Himmel und ein tief unten liegendes Tal, so dass die Vignettierung weniger in die Augen springt. Moderne Kameras haben dafür schon eine Objektivkorrektur in ihren Menüs und Bildbarbeitungsprogramme können der Vignettierung ebenfalls entgegen wirken.

Je extremer die Brennweite eines Zoomobjektivs

Bei großen Brennweiten (100mm, 200mm und mehr an der APS-C-Kamera) wird selbst die leiseste Unruhe der Hand durch die Hebellänge verstärkt. Der Bildstabilisator verhilft zwar in vielen Fällen bei langen Brennweiten zu scharfen Fotos, aber garantieren kann auch der Bildstabilisator nichts.

Die große Schärfentiefe der Kompaktkameras

Kompaktkameras – große Schärfentiefe
Kompaktkameras haben aufgrund ihres kleineren Sensors immer eine lange Schärfentiefe. Für viele Fotografen ist die große Schärfentiefe ein Grund, auf eine Systemkamera oder Spiegelreflexkamera umzusteigen: Sie verlangen nach der schönen Auflösung hinter dem Motiv.
Lange Schärfentiefe der Kompaktkamera
Aber die lange Schärfentiefe der Kompaktkamera ist auf ihre Stärke: Es gibt so viele Motive, die nach einer großen Schärfentiefe verlangen.
Kompaktkamera – schöne Unschärfe hinter dem Motiv
Am Ende kann auch die Kompaktkamera eine schöne Unschärfe hinter dem Motiv ins Bild setzen: Das Motiv muss groß im Foto abgebildet werden.
F3.6 80 WB ISO + AFS S 16:33 6. Mai 2019 L LOW sRGB 110-0095 100 1 0 + - A 640 F5.6 3200 ISO 1